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Dieser Artikel bietet eine chronlogische Übersicht zur Geschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr und ihrer eingemeindeten Stadtteile.
Die Geschichte der Stadt ist zwar eng verbunden mit Schloss Broich, das um 900 als Wehranlage an der Ruhrfurt errichtet wurde, die nachweisbare Geschichte einzelner Mülheimer Ortsteile beginnt jedoch früher und erst im Jahre 1093 wurde „Mulinhem“ als Gerichtsstätte in einer ersten urkundlichen Erwähnung des Stadtnamens genannt.
800–1399
- 796: Heißen wird als erster Ortsteil innerhalb des späteren Mülheimer Stadtgebietes urkundlich erwähnt. Mit einem Dokument des Kloster Werdens wird eine Rodung im "Silva Heissi" (Heißener Wald) mit der Berechtigung an Wald und Fischerei am 25. Februar 796 an den Freien Hemricus übertragen
- 811: Menden findet als "menethinna" Eingang in eine Schenkungsurkunde
- 874: Die erstmals benannte Mintarder St. Laurentius Kirche ist das älteste Bauwerk auf Mülheimer Stadtgebiet
- 883/884: Auf der linken Ruhrseite wird eine Sperrburg, vermutlich zum Schutz des Hellwegs und als Ruhrsperre gegen die Wikinger errichtet. Aus der spätkarolingische Wehranlage entwickelte sich das spätere Schloss Broich.
- 1033: In einer Urkunde vergibt Kaiser Konrad II. dem Kloster Werden das Recht, die Ruhr von der Mündung in Ruhrort bis zum Kloster in Werden zu beschiffen.
- 1053: Speldorf wird erstmals urkundlich als "Spelthorpe" in einer Werdener Urkunde erwähnt.
- 1067: Kaiser Heinrich IV. schenkt einen Teil des Reichshofes Styrum dem Stift Kaiserswerth
- 1093: Mit der ältesten Urkunde, die den späteren Stadtnamen "Mulenheim" benutzt, wird eine Schenkung an das Kloster Werden vollzogen. Als Zeugen des Gaugerichts des Ruhrgaues werden ebenfalls die Edelherren von Broich und Dümpten das erste mal namentlich erwähnt. In jüngeren Urkunden wird der Name zu "Molenheim" und "Molnheim" abgewandelt.
- 1098: Kaiser Heinrich IV. erklärt den Sattelhof in Raadt für vogtsfrei.
- 1190: Der Kölner Erzbischof Philipp erwirbt die Burg Broich von den Herren Dietrich und Everwin. Damit ist Schloss Broich erstmals urkundlich erwähnt.
- 1200: Graf Arnold von Altenberg wird als Herr von Haus Styrum genannt. Die nördlichen Stadtteile (Styrum, Dümpten und Winkhausen) werden in den folgenden Jahrhunderten der Grafschaft Mark und das übrige Stadtgebiet dem Herzogtum Berg zugerechnet.
- um 1200 wird die Petrikriche als erste steinerne Pfarrkirche des Kirchspiels Mülheim auf dem Kirchenhügel errichtet
- 1214: Am 3. Juli wird die Klosterkirche des Zisterzienserinnenkloster Saarn eingeweiht.
- 1220: Am Fronhof Diepenbeck ist die älteste Wassermühle auf dem heutigen Stadtgebiet nachweisbar [1]. Die Deutung des Namens „Mülheim“ als „Heim der Mühlen“ weist darauf hin, dass die Bewohner im Mittelalter ihrer Siedlung als besonderes Charakteristikum die Existenz von Mühlen zuwiesen. Ob dies wegen der Vielzahl oder der herausragenden Bedeutung einer einzelnen Mühle erfolgte, ist leider nicht mehr feststellbar.
- 1223: Das Kloster Saarn wird durch Bestätigungsschreiben des Papst Honorius III. anerkannt.
- 1246: Das Mülheimer Schöffengericht ist quellenmäßig erstmals belegt. Das Gericht befindet sich im gemeinsamen Besitz der Herren von Broich und derer von von Berg
- 1265: Adolf V. von Berg erwirbt umfangreiche Vogteirechte aus dem Besitz des Kloster Werden und baut den Einfluss der Grafen von Berg im unteren Ruhrtal erheblich aus.
- 1266: Es wird erstmals die Pfarrei Mülheim genannt.
- 1348: Die verschiedenen auf Mülheimer Gebiet herrschenden Geschlechter, die Grafen von Limburg-Hohenlimburg, der Graf von Berg-Ravensberg und die Herren zu Broich schließen ein Bündnis, das die Position der Bergischen Grafen weiter stärkt
- 1372: Die Herren von Broich sterben im Mannesstamm aus und das Erbe wird unter den beiden Töchtern geteilt. Die linksrheinischen Broicher Besitzungen gehen an den Herrn von Wevelinghoven, die rechtsrheinischen Güter und damit auch Burg und Herrschaft Broich fallen an Dietrich II. von Limburg. Die Limburger Grafen und halten mit Burg Broich bis 1511 einen wesentlichen einen wesentlichen Stützpfeiler ihrer Macht im Ruhrtal.
- 1397: Der Gerichtsbezirk Mülheim mit dem Kirchspiel werden nach der Schlacht von Kleverhamm aus der Hand des Wilhelm, Herzog von Berg an die Grafen von Kleve und Mark verpfändet und verbleibt ein halbes Jahrhundert unter klevischem Einfluss.
1400-1599
- 1442: Die Belehnung der Grafen von Limburg-Styrum durch den Kaiser ist erstmals urkundlich nachweisbar. Bis 1806 bleibt die Herrschaft Styrum damit reichsunmittelbares Lehen.
- 1442: Adolf IV. von Kleve-Mark lässt den Bezirk auf dem Kirchenhügel verteidigungsfähig ausbauen und verlegt eine Besatzung dorthin.
- 1443: Der Kölner Erzbischof Dietrich II. von Moers und Herzog Gerhard von Jülich-Berg erobern gemeinsam die Burg Broich und nehmen sie in Besitz.
- 1444: Der Gerichtsbezirk Mülheim wird vom Kölner Erzbischof aus der Verpfändung an Kleve gelöst.
- 1446 - 1459: Die Grafen von Limburg erhalten - als bergisches Lehen - die Herrschaft über Burg Broich zurück. Nachdem ihnen auch das Kirchspiel Mülheim lehnsweise überlassen wird, sind erstmals die auf der linken Ruhrseite gelegene Burg Broich und das auf der rechten Ruhrseite gelegene Dorf Mülheim unter gemeinsamer Herrschaft zusammengefasst.
- 1511: Mit Graf Johann stirbt der letzte männliche Vertreter der Linie Limburg-Broich aus und Graf Wirich V. von Daun-Falkenstein wird als Nachfolger belehnt. Bis 1682 üben die Grafen von Daun-Falkenstein über vier Generationen die Herrschaft über Broich und Mülheim aus.
- 1554: Es sind die ersten Anzeichen reformatorischer Veränderungen in Mülheim nachweisbar.
- 1578: Graf Wirich VI. von Daun heiratet die resignierte Äbtissin des Reichsstift Essen, Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein. Dies gilt - gemeinsam mit Weisungen zur Änderung im Gottesdienstablauf - als starke reformatorische Bestrebungen.
- 1585: In Heißen ist eine aus fünf Personen bestehende Gewerkschaft nachweisbar, die einen Stollen zum Kohleabbau betreibt.
- ab 1585: Infolge des Achtzigjährigen Kriegs litt Mülheim schwer unter den wiederholten spanischen Durchmärschen und Einquartierungen.
- 1591: Die Reformation hat sich schließlich in der Herrschaft Broich durchgesetzt.
- 1598: Unter Francisco de Mendoza rückt am 5. Oktober ein Heer von 3.000 Spaniern an. Vergeblich weist Burgherr Graf Wirich auf seine Neutralität hin. Nach starkem Beschuss durch die spanischen Truppen kapituliert er am nächsten Morgen. Burg Broich wurde dabei so sehr zerstört, dass die Schäden erst Jahrzehnte später behoben wurden. Die 200 Mann Burgbesatzung wurden, trotz eidlicher Zusicherung des freien Abzugs, vor den Toren des Schlosses niedergemetzelt. Graf Wirich wurde festgesetzt und am 11. Oktober bei einem Spaziergang nahe seinem Schloss von Spaniern erschlagen. Mit dem Tode des erklärten Calvinisten verlieren die Protestanten einen wichtigen Führer im Gebiet des Niederrhein.
1600-1799
Wilhelm Wirich; Graf von Daun-Falkenstein; um 1660
- 1605: Bei einer Schlacht zwischen Truppen der Vereinigten Niederlande und des habsburgischen Spanien wird der Kirchenhügel und mit ihm das Dorf Mülheim schwer zerstört.
- 1644: Graf Wilhelm Wirich lässt Bauarbeiten beginnen, die in vierjähriger Bauzeit die Beschädigungen an Burg Broich beseitigen, die Befestigungen verstärken und die Anlage zu einer barocken Residenz umwandeln.
- 1657: Der Herrschaft Broich wird das Privileg zugebilligt, jährlich drei Pferdemärkte abzuhalten.
- 1658: Graf Wilhelm Wirich von Daun zu Falkenstein, Herr zu Broich, stiftet der Lutherischen Gemeinde die Paulikirche an der Delle.
- 1660: Theodor Undereyck, ein Frühpietist der reformierten Kirche wirkt bis 1668 als Pfarrer in Mülheim.
- 1682: Nach dem Tode des Wilhelm, des letzten Grafen von Daun-Falkenstein geht die Herrschaft Broich an die Grafen von Leiningen, die einen Rentmeister zur Verwaltung einsetzen.
- 1695: Lehnsherr Johann Wilhelm (Herzog von Jülich und Berg) entzieht den Grafen von Leiningen das Bergregal und nimmt den Kohleabbau in eigene Nutzung.
- 1706: Neben den Kohleabbau auf der rechten Ruhrseite, tritt der Abbau von Porzellanerde auf der linken Ruhrseite in Speldorf.
- 1713: Gerhard Tersteegen lässt sich in Mülheim nieder und wirkt bis zu seinem Tode 1764 als Theologe, Prediger und Schriftsteller des reformierten Pietismus.
- 1729: Mülheim wird als „Städtgen“ bezeichnet - bis 1808 bleibt die Ortschaft noch eine rechtlich unselbständige Siedlung innerhalb der Herrschaft Broich
- 1730: Die Herren von Broich erhalten das Bergregal zurück und die ein Jahr später aufgestellte Übersicht nennt 24 Kohlebergwerke in der Herrschaft Broich.
- 1752: In Mülheim wird eine katholische Gemeinde gegründet.
- 1771: Mit der erstmaligen Verschiffung märkischer Kohle nimmt die Ruhrschifffahrt auch in Mülheim ihren Beginn. Der an der Ruhr entstehende Stapel- und Umschlagplatz wird zum Zentrum der Ruhrschifffahrt und des Kohlehandels.
- 1780: Durch die Eröffnung der Ruhrschleuse Mülheim wird die Ruhr bis zur Mündung schiffbar. Die Verbindung zum Duisburger Hafen sorgt für eine weitere Steigerung der Ruhrschifffahrt.
Karte um 1790
- 1790: Mathias Stinnes wird als Sohn eines Ruhrschiffers geboren. Als Jugendlicher arbeitet er als Schiffsjunge und Schiffergehilfe, bevor er mit einer Kohlehandlung den Grundstein für die Stinnes AG legt.
- 1790: Die seit 1752 auf dem Kirchenhügel bestehende katholische Mission wird zur Pfarrei - damit unterhalten beide Konfessionen erstmals gleichzeitig ein Kirchengebäude in Mülheim.
- 1796: Die „Mülheimer Zeitung von Kriegs- und Staatssachen“ erhält eine Herausgabekonzession und ab 1797 erscheint die Zeitung zweimal wöchentlich.
1800-1899